Einladungswettbewerb | 05/2024
Aufstockung und Sanierung von Wohngebäuden in Nürnberg
©Benjamin Schatz
Visualisierung Innenhof
ein 2. Preis
Preisgeld: 17.500 EUR
Stadtplanung / Städtebau
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Verfasser:
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Mitarbeitende:
Möhrle + Partner Freie Landschaftsarchitekten BDLA/IFLA
Landschaftsarchitektur
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Verfasser:
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Mitarbeitende:
Tragwerksplanung
Bauphysik
Architekturmodelle Boris Degen Modellbau
Modellbau
Erläuterungstext
Weitergedacht, nachhaltig, wirtschaftlich, barrierefrei, energetisch optimiert, aufgestockt.
Mit der vorgeschlagenen Aufstockung aus Holzrahmenbauweise wird das Potential der Bestandsgebäude weiterentwickelt. Der Bestand wird durch optimierten, barrierefreien Grundriss und den Bestand ausgleichenden Wohnungsgrößen erweitert. Mit einer seriellen Bauweise und einem hohen Grad an Vorfertigung wird das Projekt effizient und wirtschaftlich in kurzer Bauzeit umgesetzt. Die Eingriffe im bewohnten Bestand sind minimal, die Wohnanlage kann während der Realisierung ohne Einschränkungen genutzt werden.
Auf der obersten Geschossdecke werden zwei gleiche Geschosse mit jeweils 8 Wohnungen errichtet. Die Erschließung der Wohnungen erfolgt über den Laubengang. Im Bereich der Zugänge gibt es Buchten, die den Erschließungsraum aufweiten, räumlich gliedern und Raum für Begegnung bieten. Der Laubengang wird durch einen Aufzug bedient, alle neuen Wohnungen sind somit barrierefrei erreichbar. Der neue Aufzug wird ans Treppenhaus von Haus 25 angebaut und hält auf den Zwischenpodesten, somit sind 8 Bestandswohnungen barrierearm. Die Treppenhäuser der Häuser 21 und 27 werden nach oben erweitert und erschließen den Laubengang. Die Umsetzung des gewünschten Wohnungsmix ist Gebäudeübergreifend möglich. Jede neue Wohnung hat zwei bauliche Rettungswege: Eine zusätzliche Feuerwehr-Aufstellfläche auf der Südseite ist gemäß BayBo nicht erforderlich. Die Erweiterung der Freisitze im Bestand erfolgt durch eine Stahlkonstruktion, die sich auf der ganzen Fassadenlänge erstreckt und flexibel bestückt werden kann. Sie bietet Platz für Freifläche, Fassadenbegrünung, Anbringung von Sonnenschutz und passive Schallschutzelemente. Die Konstruktion wird über die Aufstockung hinweggeführt, knickt dabei nach Innen und gliedert die Volumetrie. Die Südfassade wirkt homogen, alte und neue Wohnungen werden durch die interessante Gestalt verbunden.
Die Garagen zwischen den Gebäuden entlang des Gensfelder Wegs werden erweitert und umgenutzt für die Verortung der erforderlichen Abstellräume für die neue Wohnungen. Auf der anderen Seite des Hofes, entlang der Zollhausstraße werden weitere Abstellräume, Fahrradstellplätze und die Müllplätze in drei neuen Baukörper verortet. Diese bilden eine weitere Schallschutzmaßnahme für die Verbesserung der Wohnungen und der Aufenthaltsqualität im Hof.
Am Ende des Gensfelder Wegs wird eine neue Quartiersgarage errichtet, dafür werden die bestehenden Garagen abgebrochen. Das Gebäude wird aus einer Stahlkonstruktion gebaut, die sich auch in der Fassade sichtbar macht und mit einem geometrischen Spiel begrünt werden kann. Hier finden Platz die bestehenden entfallene Stellplätze, 32 PKW-Stellplätze für die neue Wohnungen, sowie ein Teil der erforderlichen Fahrradstellplätze und noch Möglichkeiten für Sharing Konzepte. Angebote wie Urban Gardening auf dem Dach der Quartiersgarage ermöglichen private Gartenbewirtschaftung und steigern das nachbarschaftliche Miteinander.
Beurteilung durch das Preisgericht
Die Weiterentwicklung des Bestandsgebäudes fügt sich in einer selbstverständlichen und sympathischen Art in die Nachbarschaft ein. Unterstützt durch die nach oben fliehende Südwestfassade der Aufstockung und die breiten Abstände der Nebengebäude wird jegliche Dominanz vermieden.
Die Wohnungen bieten durchweg gute Wohnqualität. Das in einer Wohnung direkt auf den Laubengang orientierte Schlafzimmer sollte allerdings vermieden werden. Die von der Laubengangzone leicht zurückgesetzten Wohnungszugänge werden positiv gewürdigt, ebenso die gut nutzbaren Freisitze, die sich in unterschiedlicher Tiefe jeweils über die ganze Wohnungsbreite erstrecken. Der Zugang mit zwei erst ab der oberen Bestandsebene beginnenden Treppenhäusern und einen zusätzlichen Aufzug ist gut gesetzt, die Wirtschaftlichkeit ist nachzuweisen. Die Verdoppelung der Fläche der Loggien der Bestandswohnungen bietet eine hervorragende Nutzbarkeit und einen echten Mehrwert für die Mieter.
Die Konstruktion zur Erweiterung der Freisitze wird geschickt über die Aufstockung hinweg geführt, alte und neue Wohnungen werden damit trotz der unterschiedlichen Schottenbreite zu einer Einheit. Die vorgesetzte Fassadenbegrünung unterstützt diese Absicht noch zusätzlich. Durch die angebotenen Vorhänge an den Freisitzen wird einerseits Privatheit und andererseits eine zusätzliche Verschattung bereitgestellt.
Die Aufstockung in Holzrahmen Konstruktion ist plausibel dargelegt und verspricht durch Wiederholung eine kostengünstige Realisierung. Die Zellulosedämmung als Nutzung eines regenerativen Baustoffs wird begrüßt.
Die Quartiersgarage hat kleinere funktionelle Mängel, auch fehlt eine Aussage zu einer möglichen späteren Nutzung. Schön ist die Möglichkeit der Nutzung des Daches als Spielfläche und für Urban Gardening.
Das Energiekonzept ist der Aufgabe angemessen und wirtschaftlich umsetzbar.
Fazit: Die Arbeit gibt in all ihren Facetten eine durchdachte und passende Antwort auf die gestellte Aufgabe.
Freianlagen:
Die Positionierung der Nebengebäude mit Gemeinschaftsfunktionen schafft drei intime Gartenhöfe die eine wohltuende Nutzbarkeit für die Anwohner in Aussicht stellen, wobei deren Standort und Größe in starkem Konflikt mit dem Erhalt der Bestandsbäume steht.
Die Gestaltung der Aufenthalts- und Begegnungszonen unter Integration der Feuerwehrzufahrt in den Eingangsbereichen der Gebäuderiegel ist sehr gut gelungen. Die verbleibende Gartenflächen können dadurch mit Funktionen für den Regenwasserrückhalt und Biodiversitätsthemen genutzt werden, wobei man sich dazu konkretere Aussagen im Entwurf wünschen würde.
Die Fassadenkonstruktion wird erfreulicherweise als Kletterhilfe genutzt was zur Schattierung und Kühlung des Gebäudes und seiner Umgebung einen lobenswerten Beitrag leistet. Die Pflanztröge in der Fassade sollen die bodengebundene Begrünung unterstützen, sind aber in Pflege und Unterhalt nicht unkritisch.
Das vorgeschlagene Vegetationskonzept aus Klimabäumen und Staudenpflanzungen findet die Zustimmung des Preisgerichts.
©g2o GmbH/Möhrle + Partner Freie Landschaftsarchitekten
Lageplan
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Schwarzplan
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Grundriss Erdgeschoss
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Lageplan
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Erdgeschoss Innenhof
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Regelgeschoss Bestand
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Regelgeschoss Aufstockung
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Ansicht Straße
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Ansicht Süd
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Detail Ansicht
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Pikto Verortung
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Pikto Aufstockung
©Architekturmodelle Degen
Modellfoto Erschließungsseite
©Architekturmodelle Degen
Modellfoto Gartenseite